Neben seinem frühabendlichen Mähritual, Das Gras wächst nach seinen Aussagen - 2,7 bis 5 Millimeter pro Tag – hegt mein Nachbar eine ausgeprägte Vorliebe für Schling- und Haftpflanzen, wie Knöterich, Geißblatt, wilder Wein, Glyzinie, Efeu, Brombeeren; gewissermaßen für alles, was wuchert und deckt.
Bei einem sehr großen Grundstück kann man sich das auch leisten, und wenn die Glyzinie an dem blühenden Kirschbaum hinauf rankt, sieht das traumhaft aus.
Mein Gärtchen ist vergleichsweise winzig.
Wenn ich mich da genau in die Mitte, das heißt drei bis vier Meter vom Nachbargrundstück entfernt , auf einen Stuhl setzen würde, wäre ich in kürzester Zeit umwachsen, umrankt, umklettert und bis zur Unkenntlichkeit begrünt.
“Guten Abend, gut Nacht,
von Geißblatt bedacht,
von Efeu bedeckt,
schlupf´ unter die Deck…“
So Sehe ich mich in meinen Alpträumen, und höre dabei die Kommentare der Anlieger: „Etz schau der des amol o, Frieda, mittn aus dem Gros wächst dou so a hocher Haufn Unkraut raus, außn Schlingpflanzn und inna Brennessl. Schaut aus wie a umwickelter Baumstamm, untn dicker und oben dünner, sou wie mer friher des Hei aufgstellt hat, dass beim Regn des Wasser runterlafn kann. Also sou a komisch Zeich, mittl in dem klann Gärtla. A wenig a Schlampn is scho, die Fra.“
“Heinz, die Frau is a nimmer die Jingst, mitn Gärtln hat sie`s nu nie ghabt. Und wennst amol genau hi schaust, dann sichst, dass des ganze Glump von dem Annern seiner Ranch rieber kummt.“
Der Ranchbesitzer:“ Wundervolle Farbkomposition, Geißblatt, Glyzinie, Wein. Links oben fehlt mir eine brombeerfarbene Komponente. Alles ziemlich verwachsen. Zum Mähen mit dem Traktor zu riskant, da muss man mit der Sense ran. Hat direkt Ähnlichkeit mit einer dieser modernen Skulpturen, abstrakt und unverständlich.“ Ka Mensch hat gmerkt, dass ich und mei alter Stuhl do drunter sin. Für die Brombeern müster mi in die anner Eckn hockn, ober dou is mer zu stachlich .
Iich und mei Stuhl – a moderne Skuptur !
